Seit Wochen hielt sich das Gerücht, nun hat Chicago Luol Deng getradet. Ein herber Verlust und ein Rückschlag für die Bulls! Denn für ihren Topscorer bekommen die Bulls nur Andrew Bynum, den sie postewendend wieder entlassen haben, und drei Draft-Picks. bekam Chicago von den Cleveland Cavaliers. Das einzig Positive: Sie sparen eine ganze Menge Geld. Ein Kommentar von Bulls-Fan und BASKET-Mitarbeiter Sascha Schiffer.

Das Negative überwiegt
War der Trade für die Bulls gut? Meiner Meinung nach auf keinen Fall! Die Bulls sparen zwar durch den Deal über 20 Millionen Dollar (da sie Bynum direkt entlassen haben) und bekommen drei Draft-Picks für die nächsten Jahre, aber für den Moment und die restliche Saison ist der Tausch eine Katastrophe. Deng war durch die beiden schweren Verletzungen von Derrick Rose der Leader des Teams. Er war der Arbeiter der Mannschaft, ein Vorbild für die jüngeren Spieler, mitlerweile zweimaliger All Star und hauptverantwortlich für Chicagos Siegermentalität. Schon bevor D-Rose zu den Bulls kam, war „Lu“ die Leitfigur im Team.

Und ich bin nicht der einzige, der so denkt. Auch der ehemalige NBA-Coach George Karl ist nicht vom Trade angetan. Auf die Frage, ob es ein gutes Geschäft für die Bulls sei, antwortete er: „Nein. Es schwächt das Team und nimmt ihnen den zurzeit besten Spieler im Kader!“ Perfekt analysiert.

Für die Cavaliers hingegen ist der Trade ein absoluter Gewinn. Durch Deng erhalten sie endlich einen vernünftigen Spieler auf der Drei. Bisher konnten nämlich Alonzo Gee und Earl Clark nicht auf dieser Postion überzeugen. Zudem bekommt Kyrie Irving einen der besten Teamspieler, die man sich vorstellen kann. Deng wird alles für die Mannschaft geben, ohne in den Vordergrund zu drängen. Damit kann „Uncle Drew“ Irving seine Leaderposition behaupten und bekommt desweiteren mehr freie Räume, um in der Offensive noch mehr zu punkten. Mit dem zweimaligen All Star, der einer der besten Allrounder der Liga ist, hat Cleveland eine deutlich bessere Chance, doch noch in die Playoffs zu kommen – und unter Umständen in den nächsten Jahren ein echtes Top-Team zu werden.

Bulls-Coach Tom Thibodeau war nicht gerade erfreut darüber, seinen vermeintlichen Lieblingsschüler zu verlieren.

Bulls-Coach Tom Thibodeau war nicht gerade erfreut darüber, seinen vermeintlichen Lieblingsschüler zu verlieren.

Angefressener Thibodeau
Für den Coach der Bulls war dieser Trade ein ziemlicher Schlag ins Gesicht. Mit dem Abgang seines Lieblingsspielers wird es für Chicago und Thibodeau noch schwieriger in die Playoffs zu kommen. Obwohl die Bulls in letzter Zeit wieder besser gespielt haben und sechs der letzten acht Spiele für sich entscheiden konnten (15:18). Als Thibodeau gefragt wurde, ob er sich gegen den Trade ausgesprochen habe, sagte er nur: „Wir haben darüber diskutiert und ich belasse es dabei. Wir müssen nach vorne schauen.“

Mit „wir“ meint er neben sich Vize-Präsident John Paxson und GM Gar Forman. Mit „diskutiert“ wohl, dass Paxson und Forman ihn darüber in Kenntnis gesetzt haben, dass sie diese Business-Entscheidung getroffen haben. Nichtsdestotrotz wird dieser Trade die Beziehung der drei nicht negativ beeinflussen. Paxson steht vollkommen hinter seinem Coach und ist über den Trade selbst nicht besonders glücklich: „Wir haben großes Vertrauen in Toms Fähigkeiten, auch mit dieser Situation fertig zu werden. Zudem haben wir großes Vetrauen in die Tatsache, dass dieser Trade uns die beste Möglichkeit gibt, nach vorne zu schauen und einen tieferen Kader für die Zukunft zu kreieren. Er gibt uns bessere Chancen, in Zukunft zu gewinnen.Wir sitzen hier nicht und sagen, dass wir froh darüber sind. Es war eine schwere Entscheidung“.

Ungewisse Zukunft
Das einzige, worauf die Bulls nach diesem Trade bauen können, ist die nächste Saison. Alles sieht nach einem Umbruch und Neuaufbau aus. Durch die rund 20 Millionen Dollar Ersparnis kommen die Bulls unter die Luxury-Tax-Grenze und müssen sich finanziell keine Sorgen machen. Zudem haben sie viele Draft Picks für die nächsten Jahre, darunter einige First-Rounder von Cleveland, Sacramento und Charlotte. Mit diesen Möglichkeiten kann um Derrick Rose eine neue junge Mannschaft aufgebaut werden – falls er nach dem Trade noch eine Zukunft in Chicago sieht. Doch daran zweifelt kaum einer, da bittere Deals einfach zu diesem Geschäft gehören.

Ein weiterer Punkt, der für die Zukunft von entscheidender Bedeutung sein kann: Auch ein Wechsel von Carlos Boozer bzw. seine Entlassung via Amnesty Clause steht weiterhin im Raum. In diesem Fall würde noch eine große Stütze der Bulls wegbrechen und die Zukunft noch schwieriger gestalten. Auf der anderen Seite würden sich durch den Abgang des Mannes, der bis 2015 noch 32,1 Millionen Dollar von den Bulls kassiert, weitere Möglichkeiten in Hinblick auf einen Rebuild eröffnen.

Fazit: Cavs gewinnen jetzt, die Bulls später … vielleicht!
Die einzige Sichtweise, in der man diesen Trade als Bulls-Fan positiv sehen kann, ist der Blick in die Zukunft – mit der Hoffung auf viele junge, neue Talente. In dieser Saison muss man einfach schauen, wo die Reise hingeht. Auch ohne Rose und Deng werden die Bulls, um die Playoffteilnahme kämpfen, mehr jedoch nicht. Den Cavaliers kann ich nur zu einem hervorragenden Spieler gratulieren, auch wenn nicht sicher ist, ob Deng auch länger bei den Cavs bleibt, da er im Sommer Free Agent wird …