Russell Westbrook ist zu früh zurück auf das Parkett gekommen. Das jedenfalls ist die Meinung einiger US-Journalisten. Sie sprechen von einem groben Fehler des Thunder-Trainerstabes, der kein Fingerspitzengefühl bewiesen habe. Aber stimmt das?

Kurzer Rückblick: Die Oklahoma City Thunder mussten 27 Spiele ohne ihren Star-Playmaker auskommen, der erneut am Knie operiert werden musste. Viele Thunder-Fans schlugen schon die Hände über dem Kopf zusammen. Denn nach seinem verletzungsbedingten Fehlen in den letztjährigen Playoffs und dem damit verbundenen zu frühen Ausscheiden in der zweiten Runde, war die Sorge groß, dass OKC eine Pleitenserie hinlegen würde.

Die Thunder gewannen jedoch stolze 20 Partien, unter anderem gegen San Antonio (111:105), Golden State (127:121), Houston (117:86), Portland (105:97) sowie Meister Miami (112:95), und eroberten den Spitzenplatz der Western Conference. Kevin Durant und Co. präsentierten sich in außergewöhnlich starker Form, wodurch OKC den Ausfall des All-Star-Point-Guards besser als erwartet kompensieren konnte.

War bei seinem Comeback noch nicht der Alte: Russell Westbrook.

War bei seinem Comeback noch nicht der Alte: Russell Westbrook.

Nun, so mancher NBA-Experte sprach bereits davon, dass der Vizemeister von 2012 ohne Westbrook ein besseres Team hätte. Und so entwickelten sich auch die Gedanken, dass der dreimalige All Star gegen die Miami Heat lieber noch aussetzen solle. Zum einen hätten die Thunder das erste Duell mit den amtierenden Champions für sich entschieden und zum anderen würde er das Teamgefüge durcheinander bringen, die Harmonie stören.

Es kam, wie es kommen musste: Oklahoma City verlor bereits im ersten Viertel das Spiel, als der Spitzenreiter der Western Conference mit 17:34 hinten lag. Auch wenn Westbrook und Co. bis zur Halbzeit verkürzen konnten (47:54), vermochten sie in der zweiten Halbzeit nicht mehr entscheidend in Führung zu gehen. 81:103 lautete schlussendlich das ernüchternde Endergebnis. Der Verlierer war für die ohnehin schon überaus kritisch eingestellten Beobachter nur einer: Russell Westbrook.

Aber ist dem wirklich so?

Lange Gesichter: Gegen die Miami Heat gab es nichts zu holen…

Lange Gesichter: Gegen die Miami Heat gab es für OKC dieses Mal nichts zu holen…

Nein! Wer behauptet, dass die Oklahoma City Thunder ohne Russell Westbrook ein schlechteres Team seien und dies am Spiel gegen die Heat festmacht, liegt völlig daneben. Dafür gibt es folgende Gründe!

Erstens: Westbrook erwischte in seinem ersten Auftritt nach wochenlanger Pause einen schlechten Wurftag und verwandelte nur vier seiner zwölf Wurfversuche. Von der Dreierlinie verbuchte er bei zwei Versuchen keinen Treffer. Mit einer besseren Quote wäre auch mehr für die Thunder möglich gewesen.

Zweitens: Russell spielte nur 24 Minuten und damit deutlich weniger, als in den bisherigen Saisonspielen (32,5). Serge Ibaka (39), Reggie Jackson (37), Kevin Durant (35) und Thabo Sefolosha (26) standen hingegen länger auf dem Feld. „Wes“ konnte also gar nicht so viel falsch machen…

Drittens: Die Thunder erwischten einen richtig schwachen Shooting-Day! Von der Dreierlinie traf das gesamte Team unterirdische zwei von 20 Würfen (zehn Prozent)! Aus dem Feld lief es mit 37,8 Prozent auch nicht wirklich gut.

Viertens: Reggie Jackson (neun Punkte, drei von acht aus dem Feld) und Jeremy Lamb (zwei Zähler, eins von neun aus dem Feld) enttäuschten auf ganzer Linie. In den vorherigen Spielen hatten sie deutlich besser gespielt, doch gegen Miami lief kaum etwas zusammen. Womit wir beim letzten und entscheidenden Punkt wären…

…fünftens: Miami! LeBron James (33 Punkte, sieben Rebounds, vier Steals), Dwyane Wade (24 Zähler, zehn Assists, sieben Rebounds, drei Steals) und Chris Bosh (24, acht Boards, drei Assists, drei Steals) waren nicht zu stoppen. Sie agierten nach Belieben und hebelten die Thunder-Defense immer wieder aus. Die Florida-Boys trafen 54,7 Prozent aus dem Feld und holten 15 Steals.

Allein diese fünf – es gibt sicherlich noch mehr, aber das sind die entscheidenden – Gründe zeigen, warum OKC den Heat unterlag. Die schwache Teamleistung war für die Niederlage verantwortlich. Die Thunder hätten nicht mit Westbrooks Comeback warten sollen, denn er und die Mannschaft brauchen jede Minute, um sich perfekt auf die Playoffs vorzubereiten. 26 Spiele stehen noch aus. Genug Zeit für Russell Westbrook, seinen Kritikern zu beweisen, dass er seine Jungs besser machen und zum Erfolg führen kann…

Überragender Akteur auf dem Court: LeBron James führte Miami zum fünften Sieg in Folge.

Überragender Akteur auf dem Court: LeBron James führte Miami zum fünften Sieg in Folge.