„Game 7!“ Die zwei wohl schönsten Worte des Basketballs hörten NBA-Fans in der ersten Runde der diesjährigen Playoffs zur Genüge, fünfmal um genau zu sein. Im Osten wurden sowohl die Serien der Pacers und Hawks als auch der Nets und Raptors erst nach sieben Spielen entschieden. Im Westen standen die Sieger bei gleich drei weiteren Matchups erst nach dem berühmten „Game 7‟ fest: Spurs vs. Mavericks, Thunder vs. Grizzlies sowie Clippers vs. Warriors. Erstaunlich: beide Duelle des „No.1-Seeds‟ gegen das jeweils achtplatzierte Team einer Conference (Indiana gegen Atlanta und San Antonio gegen Dallas) waren zum Zerreißen spannend und die vermeintlichen Favoriten entgingen nur knapp der Blamage eines Scheiterns in der ersten Runde. Es war die beste erste Playoffrunde der letzten Jahre – so unberechenbar wie selten zuvor! San Antonio, Indiana, OKC, die Clippers oder die Nets hätten genauso gut auch ausscheiden können! Die Serie zwischen Portland und Houston war ebenfalls äußerst eng und wurde erst nach sechs Partien entschieden. Bis auf das Miami-Matchup (gegen die Bobcats) sowie die Washington-Serie (gegen die Bulls) waren das Playoffs, wie sie (für den neutralen Zuschauer und NBA-Fan) besser nicht hätten sein können – bis jetzt.
Denn bisher kann die zweite Runde nicht annähernd mit dieser furiosen ersten mithalten! Dabei würde man doch eigentlich etwas anderes erwarten: Conference-Halbfinals, jetzt wird es langsam richtig eng, der Weg zu den Finals ist nicht mehr lang, jetzt zählt’s. Doch eben diese Einstellung sucht man momentan bei einigen Teams vergeblich!

Können in der Serie gegen San Antonio nicht richtig an ihre Leistungen aus der ersten Runde anknüpfen: LaMarcus Aldridge und Damian Lillard.

Können in der Serie gegen San Antonio nicht richtig an ihre Leistungen aus der ersten Runde anknüpfen: LaMarcus Aldridge und Damian Lillard.

Nachdem man zum Beispiel die San Antonio Spurs am Rande einer Niederlage gegen Dirk und Co. in der ersten Runde sah, scheint das Team um Headcoach Gregg Popovich nun wenig bis gar keine Probleme gegen die zuvor so starken Portland Trail Blazers zu haben. 3:0 steht es aktuell für das Team aus Texas, wobei jede Partie mit mindestens 15 Zählern Differenz gewonnen werden konnte. Wo bleibt die Gegenwehr? LaMarcus Aldridge spielt bisher atemberaubende Playoffs (27,6 PPS, 11,4 REB), Damian Lillard machte in der Erstrunden-Serie gegen die Rockets nicht nur mit seinem Game-Winner in „Game 6‟ den Unterschied – doch wo bleibt das Duo der Franchise jetzt, wo es langsam drauf ankommt? Man hatte sich eine deutlich engere Serie erwünscht und erwartet …
Gleiches gilt für das Halbfinal-Duell der Pacers gegen die Washington Wizards. Nachdem die Hauptstädter um John Wall gegen die Bulls aus Chicago mit einem 4:1 souverän und verdient in die nächste Runde einzogen, scheinen sie aktuell große Probleme gegen das Team aus Indianapolis zu haben. 3:1 steht es nämlich für Paul George und Konsorten, für die Wizards sieht es nicht gut aus. Vielleicht mag es daran liegen, dass sich die Pacers nach den Leistungsschwankungen der letzten Monate endlich gefangen und wieder zu alter Stärke zurückgefunden haben – trotzdem erwartet man eine deutlich spannendere Serie zwischen dem Fünftplatzierten der abgelaufenen Regular Season und dem besten Team der Eastern Conference!

Umkämpft, aber deutlich: Indiana führt gegen Washington mit 3:1 und hat nun Matchball in eigener Halle.

Umkämpft, aber deutlich: Indiana führt gegen Washington mit 3:1 und hat nun Matchball in eigener Halle.

Die einzigen beiden Matchups, die den Fans noch Hoffnungen machen, sind OKC gegen die L.A. Clippers sowie Miami gegen Brooklyn. Das erste Duell steht 2:2 und verspricht weiterhn äußerst hohe Spannung, da hier zwei Mannschaften auf absoluter Augenhöhe gegeneinander antreten. Die Nets liegen gegen den amtierenden Champ zwar 1:2 hinten, doch in Spiel Drei wurde deutlich, dass Veterans wie Joe Johnson und Paul Pierce nach wie vor dazu imstande sind, große Spiele zu entscheiden.
Keine Frage: die Spannung muss zurück! Spätestens in den Conference-Finals wollen alle NBA-Fans wieder die berühmten zwei Worte hören: „Game 7!“ Come on!

Text: Gregor Haag