Am Dienstag geht die NBA in ihre 69. Spielzeit: Den Auftakt macht der Kracher zwischen den San Antonio Spurs und den Dallas Mavericks. Zwei Franchises, die man sich im Verlauf der Saison wohl noch öfters  zu Gemüte führen wird. Entweder per League Pass, weil sich die texanischen Mannschaften allgemein hoher Beliebheit erfreuen oder über Sport1-US, weil die Spurs und Mavs als erfolgreiche Klubs generell häufig im National-TV und damit auch hier in Deutschland zu sehen sind. Gleiches gilt für die Warriors, Clippers, Cavs und Co.

Doch was ist eigentlich mit den sogenannten Lottery-Teams? Welche Loser-Franchise sollte man 2014/15 besser auf der Rechnung haben, beziehungsweise bei welcher lohnt es sich vielleicht das ein oder andere Mal einzuschalten? Für mich machen das Rennen in dieser Kategorie ganz klar die Milwaukee Bucks. Warum? Ganz einfach: Die Rehböcke sind blutjung (mit 23,8 Jahren im Schnitt das drittjüngste Team der Liga), haben mit Zaza Pachulia nur einen Ü30-Spieler im Kader und mit Headcoach Jason Kidd (selbst erst 41 Jahre) den perfekten Übungsleiter ans Land gezogen. Der zukünftige Hall-of-Famer ist ein Winner, identifiziert sich zu 100% mit der Franchise und dem Standort Milwaukee und sorgt so für mächtig Aufbruchstimmung. „Own the future“ lautet der Slogan der Bucks und Kidd weiß, dass man nur mit harter Arbeit in dieser Liga überleben kann. „Es ist unglaublich. Seit ich für die Bucks arbeite, habe ich keinen Coaching-Staff erlebt, der so akribisch am Team arbeitet. Ob in der Off-Season oder während des Trainingscamps, hier stand immer einer der Coaches mit den Spielern in der Halle und war am arbeiten“, erzählt US-Kollege Jim Paschke, der seit 1986 die Spiele der Bucks als TV-Kommentator begleitet.

Kidd als Förderer

Dabei stellt Kidds Verpflichtung in doppelter Hinsicht eine Win-Win-Situation für die Bucks dar.

Die ganz jungen Talente darunter Rookie Jabari Parker (19 Jahre, 2. Pick des 2014er Drafts), Giannis Antetokounmpo (19 J., 15. Pick des 2013er Drafts) Kendall Marshall (23 J., 13. Pick des 2013er Drafts) und Khris Middleton (23 J., 39. Pick des 2012er Drafts) profitieren vor allem von seiner 19-jährigen Erfahrung in der besten Liga der Welt. Besonders Kendall Marshall und Giannis Antetokounmpo sollen dabei als Playmaker gefördert werden. „The Greek Freak“ wie der Grieche Antetokounmpo genannt wird, musste trotz seiner 2,06 Meter in der Preseason häufiger mal auf der Eins ran. Ein gewagtes Projekt, das aber auch unterstreicht, dass Kidd nichts unversucht lässt. Er war schon zu seiner aktiven Zeit ein Meister darin, das Spiel zu lesen, zu lernen und zu lehren. Er versucht folglich Potentiale jeglicher Art auszuschöpfen und das verspricht für die Bucks-Spiele eine Menge Spaß, sollte Kidd ähnlich experimentierfreundlich wie in der Preseason auftreten.

http://youtu.be/mFnY9wRmPrY

Kidd als Vorbild

Auf der anderen Seite erhofft man sich von Jason Kidd, dass er die  Troublemaker im Kader der Bucks wieder zur Vernunft bringt. Larry Sanders und O.J. Mayo dürfen sich an dieser Stelle angesprochen fühlen. Beide konnten nicht an ihre durchaus starke Vorsaison anknüpfen, ließen sich abseits des Platzes zu Eskapaden hinreißen. Unter Kidd ein „No-Go!“. Der Champion von 2011 besitzt eine unverwechselbare Aura, kam zuletzt in Brooklyn selbst mit den gestandenen All-Stars Kevin Garnett, Paul Pierce und Deron Williams bestens klar.

O.J. Mayo zeigte sich in der Preseason bereits unterwürfig und sah ein: „Er ist definitiv einer der größten Spieler aller Zeiten und sein Spiel war stets von Teamplay und großen Leaderqualitäten geprägt. Wenn du ihn als Coch hast, warum solltest du ihm nicht folgen?“. Richtig, O.J. es wird wohl deine allerletzte Chance sein nicht als das einstige High-School-Phänomen, was seinem Hype nie gerecht werden konnte, abgestempelt zu werden. Und so eine letzte Chance verleiht gelegentlich ja Flügel. Schon traurig, dass Mayo seine beste NBA-Saison in seinem Rookie-Jahr auflegte – 18,5 Punkte, 3,8 Rebounds, 3,2 Assists in 38 Minuten Spielzeit. In den letzten fünf Spielzeiten ging es dann bergab, wenngleich das Potential ja noch immer vorhanden ist, wie Mayo in der Preseason andeutete.

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Aufbruchsstimmung in Milwaukee: Die Bucks-Flaggen schmücken die Innenstadt. Foto: facebook.com/milwaukeebucks

Dort gab es für die Rehböcke übrigens trotz der vielen Experimente drei Siege aus sieben Spielen. „Ein junges Team sieht gelegentlich noch nicht die Dinge, die ich wahrnehme. Meine Aufgabe besteht darin, ihnen das zu zeigen. Das macht Spaß und macht die Aufgabe unglaublich reizvoll“, so Kidd über seine Arbeit. Keine Frage: in Milwaukee sind wieder die Rehe los und bei dem Gedanken daran, was Jason Kidd aus der U24-Truppe rausholt verfolgt man das schwächste Team der abgelaufenen Saison (15 Siege bei 67 Niederlagen) gerne. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag geht´s für die Bucks im Gastspiel bei den Hornets ins Eingemachte. Einschalten lohnt sich!

Titelbild: gettyimages