Wie haben wir die Sacramento Kings in unserer NBA-Vorschau nur kritisiert. Warum lässt man einen Mann wie Isaiah Thomas, der 20 Punkte pro Spiel erzielt, nach Phoenix ziehen? Und ersetzt ihn dann mit einem Spieler, wie Darren Collison, der schon bei mehreren Teams unter Beweis gestellt hat, dass er kein Starting Point Guard in der NBA sein kann? Und dann draftet man mit Nick Stauskas einen ähnlichen Spielertypen auf der Zwei, wie man ihn bereits im Vorjahr mit Ben McLemore gezogen hat? Die Mannschaft, die es seit 2006 nicht mehr in die Playoffs geschafft hat, schien aus den Fehlern vergangener Jahre rein gar nichts gelernt zu haben und den erfolglosen Basketball der Vorjahre zur Tradition werden zu lassen.

Darren Collison überzeugt als Point Guard der Kings. (Foto: Getty Images)

Darren Collison überzeugt als Point Guard der Kings. (Foto: Getty Images)

Und auch wenn man nach einer Woche NBA keine zu voreiligen Schlüsse ziehen sollte, sieht die Welt nun anders aus. Denn die Kings haben in der ersten Woche angedeutet, dass sie in dieser Saison Aufsehen erregen werden und sogar ein Geheimfavorit auf die Playoffs sind. Die Mannschaft aus Kalifornien ist mit vier Siegen bei einer Niederlage in die Saison gestartet. Und die Gegner waren keine leichten. Mit den Clippers, Trail Blazers und Nuggets hat man gleich drei Teams geschlagen, die mindestens als Playoff-Kandidaten gelten. Allesamt gute Offensivmannschaften, die man mit einem Mittel besiegt hat, das die Kings in den vergangenen Jahren überhaupt nicht kannten: Defense!

Erfolgskonzept Defense!

In den bisherigen fünf Spielen hat die Truppe es geschafft, ihre Gegner bei einer Feldwurfquote von 41,1 Prozent zu halten, das ist ligaweit der drittbeste Wert. Und auch die Defensiveffizienz spiegelt das wieder, denn dort liegen die Kings auf Platz neun. Im Vorjahr? Platz 23! Und dann sind wir wieder bei Darren Collison. Denn der bietet zusammen mit Ramon Sessions auf der Position des Point Guards defensiv eine riesige Verbesserung gegenüber Isaisah Thomas, der mit seinen 1,75-Metern einfach zu klein war, um effektiv verteidigen zu können. Neben verbesserter Defense liefert Collison bislang 15 Punkte, 6,8 Assists und starke zwei Steals – Das sind endlich die Werte eines Starters. Aber auch der Frontcourt um DeMarcus Cousins, Carl Landry und Jason Thompson überzeugt Defensiv und hält die Gegner bei einer Quote von 44 Prozent in der Zone. Der Einsatz stimmt mit 47 Rebounds pro Spiel auch – drittbester Wert der ganzen Liga.

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DeMarcus Cousins und Rudy Gay spielen dabei groß auf und scheinen auf ihrer Reise nach Spanien mit dem Team USA Selbstvertrauen getankt zu haben. Gay erzielte im Sieg gegen Portland 40 Punkte und Cousins holte gegen die Clippers 34 Zähler und 17 Rebounds. Beide erzielen momentan über 24 Punkte pro Spiel und haben eine Player-Efficiency-Rating von über 27.

DeMarcus Cousins liefert momentan 22,5 Punkte und 10,5 Rebounds pro Spiel. (Foto: Getty Images)

DeMarcus Cousins liefert momentan 24 Punkte und 10,6 Rebounds pro Spiel. (Foto: Getty Images)

Damit deuten sie an, dass sie nun endlich zu den Anführern werden, die sie von Anfang an sein sollten. Grund zur Sorge liefert jedoch noch die Leistung der jungen Guards Ben McLemore (5,0 PPS) und Nik Stauskas (3,4 PPS). Beide treffen mit 30,8 bzw. 27,3 Prozent unterirdisch aus dem Feld. Aber: Das bedeutet gleichzeitig, dass noch Luft nach oben ist. Denn wenn die beiden ihre Leistungen noch verbessern können, machen die Kings noch einen Schritt nach vorne.

Die Überraschung der Saison?

Spätestens seitdem die Phoenix Suns in der vergangenen Saison als Underdog alle Experten überrascht haben, sollte man vorsichtig sein, solch einen guten Start in die Saison zu unterschätzen. Aber das kommende Programm der Kings ist extrem schwer. Morgen Nacht geht’s nach Phoenix, dann folgen drei Auswärtsspiele in Oklahoma City, Dallas und Memphis. Anschließend stehen drei Heimspiele gegen San Antonio, New Orleans und Chicago an. Diese Spiele werden Klarheit schaffen, ob sich die Kings sich nur auf einem kurzzeitigen Höhenflug befinden, oder sie die Phoenix Suns der diesjährigen Saison werden können.

Text: Robert Schiffer