Jeder Big Man kennt das Zeichen. Wenn der Aufbau mit Ball an der Dreierlinie steht und auffordernd winkt. Klar, was geschehen soll. Automatisch setzt er sich in Bewegung und stellt seinem Einser einen Block, den dieser nutzt, indem er dynamisch rechts oder links vorbeizieht und der Big Man zum Korb abrollt. Pick-and-Roll. Tausend Mal gesehen, alltäglich im heutigen Basketball. Während der 90er ist es in der NBA noch ein gemiedenes System, das vornehmlich John Stockton und Karl Malone bei den Utah Jazz nimmermüde zelebrieren, perfektionieren und zu ihrem Markenzeichen machen. Seit einigen Jahren aber wird das simple „Blocken und Abrollen“ immer beliebter und zentraler – nicht nur auf dem Freiplatz oder auf internationaler Bühne, sondern auch in der besten Basketballliga der Welt.

Fast in jedem zweiten Angriff wird das „PnR“ inzwischen gelaufen – als Einstieg oder wenn nur noch wenige Sekunden auf der Shotclock sind. Und nicht nur Guards, sondern auch Forwards wie LeBron James winken regelmäßig ihre Big Men herbei. „Eigentlich läuft jeder das Pick-and-Roll“, bestätigt Knicks-Präsident Phil Jackson den Trend. Denn alle NBA-Coaches wissen, wie effektiv das „Blocken und Abrollen“ ist, das Malone zum zweitbesten Scorer und Stockton zum besten Assistgeber der NBA-Historie gemacht hat, und setzen immer mehr darauf: Wurden in der Saison 2009/10 ligaweit 44.968 Pick-and-Rolls gelaufen, waren es 2013/14 stolze 61.473! Oder anders ausgedrückt: 2009/10 wurden 16,4 Prozent aller Angriffe aus dem Pick-and-Roll abgeschlossen, 2013/14 schon 21,8 %, also mehr als jeder fünfte Angriff. Und keine Franchise verzichtet in der Offense noch auf das „PnR“.

Fragt sich nur, warum das „Blocken und Abrollen“ so beliebt und dermaßen zentral im Angriffsspiel der NBA-Teams geworden ist? Und wie Erfolg versprechend ist das Two-Man-Game überhaupt?

Offener Wurf oder Mismatch

Zunächst gilt es zu verstehen, warum das Pick-and-Roll angewandt wird. Das Ziel ist im Prinzip genau wie die Ausführung recht simpel: Durch das „PnR“ versucht die Offense eine Situation zu kreieren, die einen freien Wurf schafft oder das gegnerische Team vor Probleme stellt. Der Klassiker ist das Erzeugen eines Mis-matches, weswegen auch im Regelfall der Spieler den Block stellt, der den schwerfälligsten Verteidiger hat – meist ein Big Man wie Pau Gasol. Durch das Pick-and-Roll versuchen die Bulls – gehen wir mal exemplarisch vom Ost-Duell Chicago gegen Cleveland aus –, im Angriff die Cavs zu einem Switch zu zwingen. Dadurch muss ein schwerfälligerer Verteidiger wie Timofey Mozgov einen schnellen Guard wie Derrick Rose defenden, weil dessen Verteidiger Kyrie Irving am Block hängen bleibt. Der große Offensivspieler (Gasol) „rollt“ vom Ball weg, zieht so seinen nun kleineren Gegenspieler (Irving) mit und verschafft dem Kollegen mit Ball (Rose) mehr Raum, um gegen Mozgov im One-on-one seine Schnelligkeit auszuspielen. Aber auch Blocksteller Gasol hat nun ein Mismatch und kann an oder in der Zone gegen den deutlich kleineren Irving aufposten.

Doch nicht nur das direkt involvierte Duo wird im Pick-and-Roll gesucht, sondern auch die anderen drei Angreifer: Denn je schneller der ballführende Akteur den Block nutzt und energisch zum Korb zieht, desto eher wird er einen weiteren Help-Defender auf sich ziehen, wodurch wiederum Freiräume für die anderen Mitspieler entstehen. Mit genauem, messerscharfen Passspiel hat der Guard also auch die Option, einen blanken Kollegen für einen offenen Wurf zu finden.

„Das Pick-and-Roll ist der Ursprung einer jeden modernen NBA-Offense“, sagt Doug Eberhardt (Sbnation.com) „Es zwingt die Defense, eine Entscheidung zu treffen. Dadurch ergeben sich viele Optionen: ein offener Jumper, ein freier Zug zum Korb, der Pass zum Blocksteller oder dem Schützen außen, ein Backdoor-Pass zum cuttenden Mitspieler und noch so viel mehr!“

Den kompletten Artikel gibt’s in BASKET 6/2015.