Spieler bewerten Spieler. Lange hatten die Basketballer der NBA gefordert, Mitspracherecht bei den Season-Awards zu bekommen. In diesem Jahr nahm die NBPA (National Basketball Players Association) das Heft dann selbst in die Hand.

Spektakulär

nbpa awards

Rapper „2 Chainz“ machte neben seinem Auftritt in der Show mit seiner Outfit- und Vehikelwahl auf sich aufmerksam (Foto: Getty Images)

In einer großen Show, ähnlich anderen Award-Verleihungen wie den Oscars, ESPYs usw. wurden unter dem Namen „The Players‘ Awards“ am gestrigen Abend zum ersten Mal die Auszeichnungen von den Athleten selbst vergeben. Die Kategorien waren dabei teils die selben wie die der NBA (MVP, Defensive Player of The Year, etc.), teils ausgefallenere und doch Basketball-bezogene wie der „Am schwierigsten zu verteidigen“-Award oder der „Spieler, den man insgeheim gerne im eigenen Team hätte“-Award. Einige weitere Awards zeichneten das soziale Engagement einzelner aktiver und zurückgetretener NBA-Akteure aus.

Am Ende des Abends stand fest: Die Verleihung der Preise war ein großartiges Spektakel, das sich ernst, aber nicht zu ernst nimmt. Stars und musikalische Performances, viele bekannte Gesichter der Basketballwelt – all das machte die Veranstaltung zu einem absolut gelungenen und wiederholenswerten Event. Und doch gibt es einen Aspekt, der mir Sorgen bereitet.

Trostpreis-Potenzial

Und der liegt in der Tatsache, dass es sich zum Teil eben um Auszeichnungen handelt, die von der NBA bereits anderweitig vergeben wurden. Die Gefahr liegt nun darin, dass die Spieler sich bei diesen traditionellen Awards immer für die Person entscheiden könnten, die bei der von Medien und Coaches gewählten Liga-Wahl knapp gescheitert sind. Dass dieses Potenzial besteht, beweist der gestrige Abend, an dem beispielsweise der MVP nicht an Stephen Curry, sondern an dessen Kontrahenten James Harden geht. Den „Defensive Player of the Year“ gewinnt DeAndre Jordan, der auch bei den Liga-Awards vorne, aber eben nicht ganz vorne lag und sich Kawhi Leonard geschlagen geben musste.

Es wäre schade, wenn die Preis-Verleihung, nur um anders zu sein als die offizielle, zu einer Art Trostpreis-Verleihung würde. Dafür ist das eigentliche Konzept zu gut…

Einzigartig

Vor allem aber sind die anderen Kategorien zu interessant und unterhaltsam. Denn der Spieler, der „Am schwierigsten zu verteidigen“ ist, muss eben nicht gleichzeitig der MVP sein, was das ganze zu einer Art „bester Offensivspieler“ und somit interessant macht. Gestern Abend gewinnt diesen Preis übrigens Stephen Curry, genau wie den „Clutch Player“-Award, bei dem es um den Athleten geht, der auch unter Druck hervorragende Leistungen bringt.

Die Auszeichnungen, die exklusiv von der NBPA vergeben werden, sind auch deshalb besonders, weil sie fast schon belustigend sind. Wenn sich die NBA-Profis dafür entscheiden müssen, wen sie insgeheim gerne in ihren Reihen hätten, dann sorgt allein der Begriff „insgeheim“ bei so einer großen Show für ein Schmunzeln. Diesen Award räumte übrigens niemand anderes als der „King“ höchstpersönlich ab. LeBron James genießt demnach einen guten Ruf als Teammate, ganz abgesehen von seinen basketballerischen Fähigkeiten.

Emotionale Momente

Doch auch ernst und bewegend wurde es bei der gestrigen Show. Besonders dann, wenn es um Auszeichnungen ging, die Leistungen für die NBA und abseits des Courts auszeichnen. Allen Iverson, der zum „Game Changer“ gewählt wurde, zeigte tiefe Dankbarkeit für den Preis, für seine Familie, sogar für Michael Jordan, den er als Inspiration bezeichnete, die ihn habe Basketballer werden lassen.

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Der zweifache Champion Ray Allen setzt sich unter anderem für die Diabetes-Forschung ein (Foto: Getty Images)

Auf MJ bezog sich auch der „Man of the Year“, Ray Allen, der für sein soziales Engagement ausgezeichnet wurde. Er ermahnte seine Kollegen in den Zuschauerrängen, nie zu vergessen, dass sie alle Vorbilder seien, für die Fans und Jugendlichen auf der ganzen Welt, die zu den Athleten aufblicken wie, so Allen, „Wir Spieler zu Michael Jordan“.

Chris Paul, dessen Einsatz als Präsident der Spieler-Gewerkschaft geehrt wurde, war ebenso überrascht wie dankbar, scherzte aber noch: „Ich bin ein bisschen sauer, dass mir keiner Bescheid gesagt hat!“

Dank solcher Momente, die die NBA-Stars für die Fans nahbar machen und zeigen, dass die millionenschweren Profisportler eben auch nur Menschen sind, machen die Players‘ Awards zu etwas Besonderem. Ich hoffe darauf und denke nach dieser Premiere, dass es sie von nun an, wenn vielleicht auch ein wenig modifiziert, jährlich geben wird.

Alle Gewinner findet ihr übrigens hier.