BASKET-Kommentar: Die EuroBasket 2015 ist für Deutschland gelaufen. Doch trotz des enttäuschenden Vorrunden-Aus kann die EM langfristig Gold wert gewesen sein …

EM-Tagebuch klein

DS Spa

Dennis Schröder lieferte statistisch eine überragende EM ab. Foto: Getty Images

1:4 Siege, Platz 5 in Gruppe – das ebenso bittere wie enttäuschende Aus nach der Vorrunde der EuroBasket 2015. Trotz Heimvorteils. Trotz Nowitzki-Comebacks. Trotz des DBB-Rekords von drei NBA-Spielern im Kader. Auf den ersten Blick gibt es nichts an dem Verpassen des Minimalziels, dem Erreichen der Endrunde in Lille, schönzureden.

Doch man darf sich vom nackten, ernüchternden Resultat nicht blenden lassen. Die Mannschaft hatte mit extremen Verletzungspech zu kämpfen. Für fast die Hälfte des Kaders war die EM in Berlin das erste große Turnier im Seniorenbereich. Unter einem neuen Cheftrainer. Und in dieser Konstellation hat das Team noch nie zusammengespielt. Dass es da immer mal wieder an Spielfluss, Rhythmus und Abstimmung mangelte, ist völlig normal. Auch, dass in der Crunchtime, also der Zeit, in der sich meist neben Klasse auch Erfahrung durchsetzt, das Spiel zu sehr über Dennis Schröder und Dirk Nowitzki lief. In der entscheidenden Phase sucht man nun mal die besten Spieler. Nach den Verletzungs- und Absagen-Flut mangelte es an Tiefe im Kader.

Doch – so bitter es klingt – oft machen dich Niederlagen, vor allem schmerzhafte Pleiten besser. Sie lassen dich als Spieler reifen. Von daher hat die bittere Lektion, die Youngster wie Dennis Schröder, Maodo Lo, Paul Zipser und Joe Voigtmann in Berlin kassiert haben, auch etwas Gutes. Die Jungs wachsen. Sie haben ihr erstes großes Turnier gespielt, mussten mit großem Druck, den eine Heim-EM erzeugt, umgehen und haben gut reagiert. Dazu haben sie an der Seite von DBB-Legende Dirk Nowitzki gespielt. Wochen mit Tibor Pleiß und Dennis Schröder verbracht, die beide den Sprung in die NBA gepackt haben.

Paul Zipser lieferte in seinem ersten Nationalmannschaftssommer direkt eine gute Performance ab. Foto: Getty Images

Paul Zipser lieferte im ersten Nationalmannschaftssommer eine gute Performance ab. Foto: Getty Images

Dennis glänzte mit starken 21,0 Punkten, 6,0 Assists und 4,6 Rebounds pro Partie. Er lieferte trotz durchschnittlich 4,2 Ballverlusten pro Spiel statistisch ein exzellentes Turnier ab und hielt das deutsche Team mehrfach fast im Alleingang über weite Strecken im Spiel. Zwar sind etwa sein Leadership und seine Entscheidungsfindung ausbaufähig, doch der Junge ist erst 21 Jahre alt, hat erst zwei NBA-Saisons gespielt. Er wird reifen, er wird sich noch immens verbessern, er wird seinen Weg gehen.

Zipser (5,2 PPS, 5,2 REB), Voigtman (4,8 PPS, 2,5 REB) und Lo (4,6 PPS, 1,4 AS) haben gezeigt, dass auch sie auf höchsten europäischen Niveau mithalten können.

Wenn dann noch Jungs wie Maxi Kleber, Daniel Theis, Tim Ohlbrecht, Elias Harris oder Per Günther wieder fit sind, werden wir auf lange Sicht eine vielversprechende Mannschaft haben. Deshalb: Auch wenn das Vorrunden-Aus natürlich bitter und enttäuschend ist, die Erfahrung, die die Mannschaft in Berlin gesammelt hat, wird langfristig Gold wert sein!