Kobe Bryant von den Los Angeles Lakers lauscht vor der Partie gegen die Dallas Mavericks der US-Nationalhymne.

Kobe Bryant beendet nach 20 Spielzeiten in der NBA seine Karriere.
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Sieben Spiele hat Kobe Bryant noch in der NBA zu absolvieren, bevor er endgültig von der großen Bühne abtritt und seine Karriere beendet. Dass die Los Angeles Lakers, Heimat der „Black Mamba“ über seine gesamte Karriere, sein Trikot unter die Hallendecke hängen werden, ist klar. Aber welches? Immerhin hat Kobe sowohl mit der Nummer 8 (1996 bis 2006) als auch mit der Nummer 24 (seit 2006) große Erfolge gefeiert und grandiose Leistungen abgerufen. Welche Nummer soll also nicht mehr vergeben werden? Die BASKET-Redakteure Henning Kuhl und Thomas Werner haben da unterschiedliche Ansichten. Hier zunächst der Kommentar von Henning, danach der Konter von Thomas:

KOBE MEANS GR8NESS!
Die Frage, welche Nummer die Lakers „retiren“ sollen, bedeutet ja irgendwo auch: Welcher Kobe war besser? Der mit der 8 oder der mit der 24? Welcher war legendärer? Für mich bedeutet sie aber auch: Welcher Kobe wird mir im Kopf bleiben? Wen werde ich vor Augen haben, wenn mich in fünf, zehn oder 15 Jahren jemand nach Kobe Bryant fragt? Und nachdem ich mir diese Frage, dieses Szenario, mehrmals durch den Kopf habe gehen lassen, bin ich zu dem Entschluss gekommen: Für mich ist Kobe Bryant der Mann, der die 8 getragen hat. Denn ich denke, wenn mich jemand nach ihm fragt, zuerst an seine 81 Punkte gegen die Toronto Raptors 2006 zurück. In diesem Spiel trug er die 8 – und in meinem Kopf wird er sie daher immer tragen.

Natürlich war er mit der 8 auf dem Rücken „nur“ Shaqs Edelhelfer und holte erst mit der 24 „seine“ beiden Meisterschaften, Finals-MVP-Titel sowie den Season-MVP-Award, aber entscheidend ist, welches Bild ich vor Augen habe, wenn ich an ihn denke. Und das ist nun mal das des entschlossenen, fast schon rücksichtslosen Anführers, der in der Offense jeden Wurf sucht, lieber selbst gegen mehrere Defender abschließt, als den Ball abzugeben. So habe ich Kobe mit der 8 erlebt, so schoss er die Raptors ab und so spielte er sich endgültig in meinen Kopf. Sein (im positiven Sinn) frecher Auftritt beim All-Star-Game 1998 und das lockere, coole Gewinnen des Slam-Dunk-Contests 1997 kommen noch hinzu. Ja, das alles ist für mich Kobe -Bryant bei Los Angeles.

Henning Kuhl

MIT DER 24 WURDE ER ZUR LEGENDE
Man stelle sich folgendes Szenario vor: Statt nach zehn Jahren in der NBA im Sommer 2006 seine Nummer zu ändern, beendet Kobe Bryant seine Karriere. Schwere Verletzung, kein neuer Vertrag, keine Lust mehr, wie auch immer. Was wäre in Erinnerung geblieben von diesem 13. Pick des NBA-Drafts von 1996? Klar, drei Meisterschaften hatte er zu diesem Zeitpunkt schon geholt. Aber allesamt als „Sidekick“ des dominantesten Centers seiner Zeit. Kein Wunder, dass Kobe zu diesem Zeitpunkt weder MVP der Regular Season noch MVP der Finals gewesen war. Diese Auszeichnungen gingen fast durchgehend an Shaq. Und als der „Diesel“ nach dem „Three-Peat“ langsam schwächer wurde, verpasste es Kobe, an der Seite von Gary Payton, Shaq und Karl Malone für den nächsten Titel zu sorgen. Was ich sagen will: Mit der Nr. 8 auf dem Rücken war Kobe noch nicht die „Black Mamba“, seinen eigenen Legendenstatus hat er sich erst später – mit der 24 auf Bauch und Rücken – erarbeitet.

Die Zeit als alleiniger Herrscher und Anführer der Lakers macht Kobe zu einem der besten Spieler aller Zeiten. Die Auszeichnungen als Finals-MVP von 2009 und 2010 bestätigen das. Fast alleine hielt er die Lakers jahrelang im Meisterrennen. Das sollten auch die Lakers bei der Wahl der Nummer berücksichtigen, die im Staples Center -unterm Dach hängen wird. Die Frage ist: Welche Erfolge hätten die Lakers-Fans nicht gefeiert, hätte es Kobe Bryant nicht gegeben? Da kann es nur eine Wahl geben: Erst mit der 24 hat Kobe etwas für die Lakers geleistet, das überhaupt dazu berechtigt, seine Nummer nicht mehr zu vergeben. Daher ist für mich die Wahl klar.

Thomas Werner