Golden State Warriors gegen Cleveland Cavaliers. „Repeat“ oder „Revanche“? Alle Basketballfans weltweit waren auf Spiel eins der Neuauflage der letztjährigen Finals gespannt. Die meisten Diskussionen im Vorfeld drehten sich um die Frage: Holt LeBron James den ersten Titel nach Cleveland oder sind die „Splash Brothers“ erneut zu stark für die Franchise aus Ohio? Doch die Schlagzeilen werden trotz des 104:89-Sieges für die Golden State Warriors nichts mit Stephen Curry oder Klay Thompson zu tun haben. Nein, die Helden für die „Dubs“ waren die Herrschaften, die zu Spielbeginn auf der Bank Platz nehmen. 45 Punkte erzielte die „Second Unit“ der Warriors. Dies war der höchste Wert in einem Finals-Auftaktspiel seit 1989 (Detroit Pistons gegen die Los Angeles Lakers).

Shaun Livingston von den Golden State Warriors attackiert gegen die Cleveland Cavaliers den Korb.

Shaun Livingston machte mit 20 Punkten das beste Playoff-Spiel seiner Karriere.
Foto: getty images

Shaun Livingston war, in gerade einmal 28 Minuten mit 20 Punkten (8/10 FG), Topscorer seines Teams. Natürlich ein „Playoff-Career-High“ für den groß gewachsenen Point Guard. Eine weitere Lebensversicherung in Spiel eins, die von der Bank kam, war Leandro Barbosa. Der Brasilianer traf jeden seiner fünf Korbversuche und kam auf elf Punkte. Die beiden unerwarteten Protagonisten erreichten gemeinsam eine Plus-Minus-Bilanz von +34.

Für die sonstigen Erfolgsgaranten reichte es gemeinsam lediglich für eine Bilanz von +5. Und auch unabhängig von diesem statistischen Befund waren die beiden Superstars im umkämpften ersten Finalspiel schwach. Stephen Curry (elf Punkte, sechs Assists, fünf Rebounds, fünf Turnover) konnte zwar seine Playoff-Dreier-Serie fortsetzten (3/8 Dreier), hatte ansonsten aber nur wenig Grund zur Freude. Der häufig  genervt wirkende „Baby-faced Assassin“ verlor seine Unzufriedenheit auch nicht, als er mit einem Dreier endgültig den Sack zumachte.

„Es ist ein tolles Zeichen, dass wir sogar in den Finals gewinnen können ohne ein großes Spiel unserer beiden Guards. Überraschend kommt es aber nicht, so war unser Team auch schon in den letzten Jahren“, äußerte sich Warriors-Coach Steve Kerr durchaus erleichtert.

Die Cleveland Cavaliers können sich trotz der Auswärtsniederlage über die gute Defense gegen die „Splash Brothers“, die sich psychologisch in der Serie noch niederschlagen könnte, freuen. Auch Cavs-Coach Tyronn Lue kam zu diesem Schluss: „Unsere Jungs haben einen tollen Job gemacht, die beiden besten Scorer der Warriors zu verteidigen. Dafür hat ihre Bank richtig gut gespielt. Daraus müssen wir nun die richtigen Schlüsse ziehen.“

Entscheidend für die Partie war das „Match-Up“ LeBron James (23 Punkte, zwölf Rebounds, neun Assists) gegen Andre Iguodala (zwölf Punkte, sieben Rebounds, sechs Assists): Der Finals-MVP des letzten Jahres kam von der Bank und machte „King James“ das Leben schwer. Der ansonsten stark aufspielende James verzweifelte an dessen Defense und hatte fortan keine freien Würfe mehr. LeBron, der nur um eine Vorlage ein Triple-Double verpasste, schrieb trotz der Niederlage erneut Geschichte, überholte gestern die Celtics-Legende Larry Bird und ist nun in der Top-Ten bei den Rebounds in Playoff-Spielen.

Ob die Bank der Golden State Warriors weiterhin einen starken „Input“ haben wird, muss sich zeigen. Es wird interessant zu sehen sein, welche Schlüsse die beiden Coaches, die als Spieler jeweils NBA-Champs waren, aus dieser ersten Partie ziehen werden. Spiel zwei steigt in der Nacht von Sonntag auf Montag (2:00 Uhr MEZ).