Die Fans der Golden State Warriors waren gekommen, um die Meisterschaft zu feiern. Doch stattdessen sahen sie eine historische Vorstellung von Kyrie Irving und LeBron James. Beide erzielten je 41 Punkte und schrieben damit Geschichte. Nie zuvor konnten zwei Teamkollegen in einem NBA-Finalspiel jeweils über 40 Zähler auflegen. „King James“ lieferte einmal mehr, trotz heftiger Kritik nach Spiel vier, erfolgreich ab und kam neben seinem Scoring auf 16 Rebounds, sieben Assists, drei Blocks und drei Steals. Somit konnte James zum achten Mal 30 Punkte, zehn Rebounds und fünf Assists (oder mehr) in den Playoffs erreichen und in dieser Hinsicht Kareem Abdul-Jabbar von der Spitze verdrängen. Nebenbei kassierte er Magic Johnson und liegt nun auf dem neunten Platz der „All-Time-Scoringlist“ der NBA-Finals. Kyrie Irving überzeugte mit unfassbarer Effizienz und war, als es im vierten Viertel darum ging, den Sack zu zumachen, kalt wie eine Hundeschnauze (17/24 FG, sechs Assists, zwei Steals). Der Point Guard überzeugte durch spektakuläres Ballhandling und traf schwierige Würfe gegen gute Defense.

LeBron James von den Cleveland Cavaliers kämpft im NBA-Finale gegen die Golden State Warriors mit Steph Curry um den Ball.

Während Steph Curry mittelmäßig traf, lieferte LeBron James die beste Performance der bisherigen Playoffs ab.
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Die im Vorfeld ausführlich diskutierte Personalie Draymond Green, der von der NBA für seine Auseinandersetzung mit LeBron James gesperrt wurde, war durchaus spielentscheidend. Spätestens nachdem der australische Center Andrew Bogut den Court humpelnd verließ, machte sich das Fehlen des Kämpfers Green bemerkbar. Die Warriors fanden sich nun in vielen „Mismatches“ gegen LeBron und Tristan Thompson wieder. Warriors-Coach Steve Kerr versuchte aus der Not eine Tugend zu machen und stellte komplett auf „Smallball“, mit Harrison Barnes als Center, um. Der Plan misslang!

Die Warriors verloren im Spielverlauf zunehmend ihre Ordung und schlossen in der Offensive häufig unnötig schnell ab. Stephen Curry (25 Punkte, 8/21 FG, sieben Rebounds, vier Assists), der sich in Spiel vier zurückgemeldet hatte, traf völlig ungewohnt etliche freie Würfe nicht. Besser machte es sein Partner im Backcourt Klay Thompson (37 Punkte, 11/20 FG 6/11 Dreier, 9/9 Freiwürfe), dessen guter Defense Kyrie Irving jedoch ein ums andere Mal trotzte.

Die Cleveland Cavaliers haben mit dem 112:97-Sieg Spiel sechs in Ohio erzwungen. Coach Tyronn Lue und sein Team dürfen sich also weiterhin Hoffnungen machen, als erstes Team in der Geschichte der NBA-Finals einen 1:3-Rückstand zu drehen (bisherige Bilanz: 0:32). Nur zwei Teams haben jemals in einer solchen Situation ein siebtes Spiel erzwingen können. Ob es zu diesem kommt, wird sich in der Nacht von Donnerstag auf Freitag (3:00 Uhr MEZ) entscheiden. Man darf gespannt sein.