Durch den souveränen 115:101-Erfolg der Cleveland Cavaliers wird die Spannung auf die Spitze getrieben. Es kommt zum feuchten Traum eines jeden Basketballfans: einem Spiel sieben in den NBA-Finals. Dass der 3:3-Serienausgleich tatsächlich Wirklichkeit wurde, ist der Verdienst des in Ohio geborenen Superstars der Cavs, LeBron James. Kaum ein Spieler der besten Basketballliga der Welt polarisiert so wie „King James“ und hat neben Millionen von Fans ebenso viele „Hater“. Doch auch diejenigen, die kontinuierlich die Fähigkeiten von James in Frage stellen, ihm die Siegermentalität absprechen, müssen an diesem Abend den Hut vor dem zweimaligen Champion ziehen. Er wiederholt nicht nur seine 41 Punkte (16/27 FG, 3/6 Dreier) aus Spiel fünf, er fügt ihnen mit elf Rebounds und acht Assists auch beinahe wieder ein Triple-Double hinzu. Und auch in der Verteidigung spielt der 31-Jährige überragend (vier Steals, drei Blocks). Coach Tyronn Lue wusste seine Leistung jedenfalls richtig einzuordnen: „LeBron ist einfach LeBron! Er ist einer der besten aller Zeiten. Wir waren mit dem Rücken zur Wand und er hat uns gemeinsam mit Kyrie getragen. Sie haben uns dahin gebracht, wo wir hinwollten – und das ist Spiel 7.“

Doch der Erfolg der Cavaliers ist auch das Resultat verunsicherter Golden State Warriors. Ohne Andrew Bogut war die Defense der „Dubs“ löchrig wie ein Schweizer Käse. Der Gegner nutzte das Fehlen des „Rim-Protectors“ zahlreiche Male aus und zeigte spektakuläre Alley-Oops.

Gleich im ersten Viertel offenbarte Golden State diverse Unzulänglichkeiten in der Verteidigung und geriet zudem früh in Foul-Trouble. So musste Curry mit zwei Fouls auf der Bank Platz nehmen. Mit einer 31:11-Führung der Cavs endete das erste Viertel. Nie in der gesamten Saison hatten die Warriors weniger Punkte in einem ersten Viertel zustande gebracht.

LeBron James gab in Spiel 6 eine Antwort auf die Frage nach dem besten Baketballer der Welt

LeBron James gab in Spiel 6 eine Antwort auf die Frage nach dem besten Baketballer der Welt. Foto: getty images

Nach Currys erster „Ejection“ jemals, schmiss er völlig frustriert seinen Mundschutz ins Publikum. Die angesprochene Foul-Thematik wird wohl auch im Nachgang des Spiels ein Thema bleiben. „Curry bekommt sechs Fouls gepfiffen, drei davon waren absolut lächerlich. Als der MVP dieser Liga kriegt er für einfache Berührungen ein Foul in den Finals angehängt. Ich bin froh, dass er seinen Mundschutz weggeworfen hat“, gab sich Headcoach Steve Kerr erzürnt.

Doch die Warriors müssen sich auch an die eigene Nase greifen. Sie verloren das Duell an den Brettern (35:45 Rebounds) und 51,9 % traf Cleveland aus dem Feld, bei den „Dubs“ waren es lediglich 40,2%. Die „Splash Brothers“ waren die einzigen Spieler des noch amtierenden Meisters, die sich einigermaßen in Normalform präsentierten. Harrison Barnes, um nur einen stellvertretend herauszuheben, spielte unterirdisch und traf keinen einzigen seiner acht Versuche (0/5 Dreier) und kam dementsprechend auf null Zähler. Einziger Lichtblick von der Bank war Leandro Barbossa, der in 18 Minuten 14 Punkte beisteuern konnte.

In der Nacht von Sonntag auf Montag (2:00 Uhr MEZ) kommt es zur endgültigen Entscheidung. Wer setzt sich die NBA-Krone auf? LeBron James oder Stephen Curry? Repeat oder Revanche? Erster Titel für Cleveland oder Beginn einer Dynastie in Oakland? Fragen über Fragen, wir können es kaum erwarten, die abschließenden Antworten zu erhalten!