Es hat den zweifachen MVP ins Herz getroffen, dass er seine Warriors in den Finals 2016 nicht zum Titel führen konnte. Doch ausgerechnet jetzt muss der Dreier-König ein völlig neues Team anführen, das auch noch sofort Meister werden muss. Schwierig, denn Curry muss schnell den Kopf frei und die Hand wieder locker kriegen.

Steph Curry von den Golden State Warriors beim Media day seines Teams.

Steph Curry kann in dieser Saison seinen dritten MVP-Titel in Folge gewinnen.
Foto: getty images

Steph Curry hat zum falschen Zeitpunkt seinen Shooting Touch verloren. Schon wieder. In der Sporthalle von Walnut Creek, Kalifornien, gut 30 Minuten mit dem Auto von der Oracle Arena, Heimspielstätte der Golden State Warriors, entfernt, setzt der Point Guard der Warriors immer wieder zum gleichen Wurf an – dem typischen Curry. Ungefähr von der Mittellinie, leicht nach links versetzt, soll der zweifache Regular-Season-MVP für eine Werbung einer großen Deodorant-Firma den Ball im Korb unterbringen. Und danach in seiner typischen Art, mit breitem Grinsen und dem berühmten „Shaker“-Move, seinen Treffer feiern. Das Problem an der Sache: Trifft Curry den 35-Footer nicht, ist der Werbespot hinfällig. Und das kann Nerven kosten. Als Curry – noch innerhalb der ersten zehn Versuche – einen solchen Airball aufs Parkett zaubert, dass die Produktions-Crew ihn schon nach dem Ausweis fragen will, beweist der Superstar Humor. „Ich hoffe mal, ihr habt genug Film in der Kamera“, lacht das Babyface und wird für seine Lockerheit belohnt. Der nächste Wurf sitzt. -Curry grinst, feiert – und der Spot ist im Kasten.

Auf dem Boden der Tatsachen
Im großen NBA-Zirkus würde sich Curry genau diesen Ablauf wohl auch wünschen. Doch nachdem er in den Finals von 2016 seinen Shooting Touch verloren hatte, kann er nun in der neuen Saison nur langsam wieder zeigen, dass er der beste Schütze der NBA-Geschichte ist. Die Niederlage in den Finals gegen die Cavaliers wird den 28-Jährigen weiterhin begleiten, möglicherweise für den Rest seiner Karriere. Egal, welche Faktoren zur Niederlage der Warriors geführt haben, in der öffentlichen Wahrnehmung war Curry schuld, dass seine Warriors nach einer 3:1-Führung den „Repeat“ noch aus der Hand gegeben haben. Alle rationalen Faktoren sind im harten NBA-Geschäft egal. Dass Golden State durch den Ausfall von Bogut in den letzten beiden Partien Freiwild war für die Penetrations von Irving, LeBron und Co.? Spielt keine Rolle! Dass Draymond Green in Spiel 5 gesperrt war und das letztlich die Serie gedreht hat? Interessiert nicht! Dass Curry nach seiner Verletzung aus der Houston-Serie zwar spiel-fähig, aber natürlich nicht fit war? Nebensache! Im Fall des Misserfolgs ist in der NBA der Superstar schuld. Genau so wie Curry 2016 wurde auch LeBron die Finals-Pleite von 2015 angekreidet, da nutzten auch 35,8 PPS, 13,3 REB und 8,8 AS nichts. Dass Curry in Spiel 7 nur 17 Punkte machte und 13 seiner 19 Würfe verballerte, machte die Sache nicht besser und die Offseason für Steph noch schlimmer.

Menschliche Reaktionen
Kein Wunder also, dass der 1,91-Meter-Mann mit dem Thema bisher noch nicht abschließen konnte. „Über Spiel 7 bin ich noch immer nicht hinweg. Das ist etwas, was mich für den Rest meines Lebens begleiten wird. Das Gefühl, das ich in den nächsten Wochen durchleben musste, habe ich gehasst“, sagt die Nr. 30 der Warriors. Besonders die ersten Tage nach dem Untergang in Game 7 waren die Hölle für den „Baby-faced Assassin“, selbst seine beiden Töchter und Ehefrau Ayesha konnten Curry kaum aufrichten. „Normalerweise bin ich stolz darauf, dass mich mein Beruf zuhause nicht beeinflusst. Aber meine Familie hat mich am Tiefpunkt erlebt“, sagt Curry.

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