Die Biographien von NBA-Stars sind nicht selten von Armut und schwierigen familiären Verhältnissen geprägt. In der besten Basketballliga der Welt sind die aus Barcelona stammenden Brüder (Hermanos) Pau und Marc Gasol geradezu Exoten, denn ihr Werdegang verlief völlig anders. Die beiden spanischen Center stammen aus einem behüteten Akademiker-­Haushalt.

An einem sonnigen Mittag im Spätsommer 1992 spielen der zwölfjährige Pau und der siebenjährige Marc im Garten ihrer Großeltern Basketball. Erst vor wenigen Wochen sind die Olympischen Spiele in Barcelona zu Ende gegangen, und beide Gasol-Brüder sind noch immer voll und ganz im Basketball-Fieber. „Ich bin Michael Jordan“, sagt Marc und wirft seinem großen Bruder einen sowohl fordernden als auch fragenden Blick zu. „Das geht nicht, ich bin doch schon Jordan.“ Pau nimmt Marc den Ball aus der Hand und dribbelt einige Schritte weg, um im nächsten Moment mit jeder Menge Tempo den Korb zu attackieren. Pau springt ab und zeigt seine etwas eigenwillige Interpretation von MJs Fade-Away-Jumper. „Siehst du, ich bin Jordan. Wenn du das irgendwann auch draufhast, kannst du auch mal Michael sein.“ Als Marc gerade zeigen will, was er bereits kann, ruft Oma Gasol, die auf die Veranda des Wohnhauses getreten ist, „Ihr müsst aufhören. Pau, du hast doch gleich Klavierunterricht, und du weißt, dass dein Lehrer nicht gerne wartet.“

Während die meisten NBA-Spieler ihre Kindheit in eher ärmlichen Verhältnissen fernab von einem großen Garten und einem privaten Musiklehrer verbracht haben, wachsen die Gasol-Brüder unter eher wohlhabenden und äußerst behüteten Rahmenbedingungen auf.
Ihre Eltern lernen sich im vielleicht schönsten Krankenhaus der Welt, dem Hospital de Sant Pau in Barcelona kennen. Dort arbeiten Mutter Marisa als Ärztin und Vater­ Agusti als Leiter des Pflegedienstes. Am 6. Juli 1980 erblickt in eben jenem Palast von einem Krankenhaus Pau Gasol Saez das Licht der Welt.
 
Medizin als Passion

Passend zur Biographie der Eltern beginnt auch Pau sich bereits in jungen Jahren für Medizin zu interessieren. Als er 1991, wie weltweit Millionen andere Basketballfans, erfährt, dass sein Idol Magic Johnson an HIV erkrankt ist, beschließt er, eines Tages Medi­zin zu studieren, um an einem Mittel gegen AIDS zu forschen. Und tatsächlich schreibt sich Pau nach Beendigung der Schule an der Universität von Barcelona für jenes­ Fach ein. Auch wenn dem medizinisch so interessierten älte­ren Gasol eine NBA-Karriere das Studium vermasselt, hat ihn das Thema bis heute nicht losgelassen. Während seiner Zeit bei den Los Angeles Lakers tauscht der Power Forward mehrfach das lila-goldene Jersey gegen einen blauen Arztkittel ein, um Einblicke in die Praxis der Wirbelsäulenchirurgie zu erhalten. „Pau Gasol hat die intellektuelle Neugierde eines Medizinstudenten im ersten Jahr, der einfach nicht genug vom Lernen bekommt“, sagt Chefarzt Dr. David Skaggs nach einem der zahlreichen Besuche Gasols.

Auch sonst sind beide Gasol-Brüder häufig in Krankenhäusern. Beide Big Men besuchen regelmäßig krebskranke Kinder, um ihnen mit ihrer Anwesenheit Freude zu schenken. Als absolute Vorzeigesportler präsentieren sich die spanischen NBA-Brüder auch mit ihrer „Gasol Foundation“, die sich dem Problem der Fettleibigkeit bei Kindern widmet. Mithilfe gezielter Programme soll den möglichen Folgen der Adipositas wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorgebeugt werden. Pau ist zudem regelmäßig als Botschafter für UNICEF im Mittleren Osten und Afrika unterwegs. Jerry West, der Pau aus seiner Zeit als General Manager bei den Grizzlies kennt, sagte einmal über den spanischen Superstar: „Er ist einer­ der Menschen, deren Wärme man spüren kann, er trägt etwas sehr Gutherziges in sich. Er ist ein echter Gentleman mit großartigen Umgangsformen. Wenn man Zeit mit ihm verbringt, kann man nicht anders, als ihn zu mögen.“

Wenn ihr die ganze XXL-Story über die Gasol-Brüder lesen wollt, müsst ihr euch die neuen BASKET holen (seit dem 28. Juni 2017 am Kiosk) oder ihr sichert euch ein Abo und bekommt die BAKSET immer schon eine Woche früher.