Lonzo Ball von den Los Angeles Lakers ruht sich in einer Auszeit seines Teams aus.

Lonzo Ball legt bisher 9,6 PPS, 7,0 REB und 7,0 AS auf.
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Mit großen Vorschusslorbeeren ist Lonzo Ball in die NBA gekommen. Die Leistungen des Rookies bei den Lakers bisher: durchwachsen. Starke Performances (inklusive Triple-Doubles) wechseln sich mit enttäuschenden Vorstellungen ab. Dennoch ist der Stil des 20-Jährigen unverkennbar: Ball kann rebounden, findet seine Mitspieler – kann aber auch selbst punkten, sein Jumper ist in den letzten Wochen immer sicherer geworden. Prompt kommen Vergleiche auf: Ist Lonzo Ball der neue Jason Kidd? Unsere Redakteure Thomas und Robert haben da etwas unterschiedliche Auffassungen:

Thomas Werner
„Gemeinsamkeiten unverkennbar“
Mit den Vergleichen in der NBA ist das natürlich immer so eine Sache. Wie viele junge Spieler hat man schon in den Himmel gelobt und sie dann scheitern sehen? Vielleicht auch, weil sie zu früh durch Vergleiche mit Legenden unter Druck gesetzt wurden? Nun ist die Situation rund um Lonzo Ball aber eine besondere, aus mehreren Gründen. Zum einen wurde der große Druck, dem Ball ausgesetzt ist, hauptsächlich durch seinen Vater hergestellt. Wenn er damit nicht klarkäme, hätte er doch frühzeitig intervenieren können, sollte man meinen. In dieser Hinsicht sollte es also kein Problem geben. Zum anderen ist die Auswahl an NBA-Vergleichen bei Ball aufgrund seiner Spielweise beschränkt. Klar, ein neuer Center heißt schnell der neue Shaq, der neue Hakeem, der neue Ewing, der neue Chamberlain, der neue Abdul-Jabbar und so weiter. Aber Floor Generals, die auch rebounden und punkten können? Gab es noch nicht so viele. Oscar Robertson. Jason Kidd. Magic Johnson. Danach wird es schon eng.

Und innerhalb dieser Auswahl ähnelt er Kidd nun mal am meisten, deswegen ist der Vergleich auch zulässig. Ob er deswegen auch der neue Jason Kidd wird, das heißt, eine solch- grandiose Karriere hinlegen kann? Ganz ehrlich: Wer soll das jetzt schon beantworten? Klar ist: Ball hat alle Anlagen, die einen solchen Werdegang möglich machen, gerade in der heutigen NBA, wo Positio-nen mehr und mehr verschwimmen und gerade die „kleinen“ Spieler alles können sollen. Dafür ist er quasi perfekt vorbereitet! Die Gemeinsamkeiten mit Jason Kidd sind daher gar nicht von der Hand zu weisen: Pass-First-Mentality, aber jederzeit in der Lage, ein Triple-Double aufzulegen. Mit dem Spalding in der Hand bestrebt, die eigene Offense zu orchestrieren. Und keine Angst davor, der Franchise-Player zu sein. Mit allem, was dazu gehört. Ich erwarte Großes von Lonzo Ball!

 

Robert Lambrecht
„Viel zu früh für diese Vergleiche“
Einen Rookie nach einem Viertel seiner ersten Saison mit einem NBA-Champ, zehnfachen All Star und gleichzeitig einem der besten Point Guards aller Zeiten vergleichen? Unmöglich! Jason Kidd hat in seinen 19 Jahren in der besten Basketball-Liga der Welt so viel geleistet, dass es ihm gegenüber unfair wäre, einen Neuling mit ihm auf ein und dieselbe Stufe zu stellen. Jason Kidd war ein Leader, ein Dirigent. Mit großartigen Führungsqualitäten, einer unglaublichen Spielintelligenz und Übersicht hat der zukünftige Hall-of-Famer mehreren Teams seinen Stempel aufgedrückt.

Klar, Lonzo Ball ist talentiert und hat das Zeug dazu, ein guter Spieler zu werden. Aber hat er die nötige Qualität, um die Los Angeles Lakers zu Erfolgen zu führen? Für mich ist das fraglich. Momentan zumindest spielt er noch viel zu passiv. Er prägt das Spiel nicht so sehr, wie es ein Ben Simmons aktuell tut oder wie es eben Kidd über einen Zeitraum von fast zwei Dekaden machte. Er zeigt wenig Präsenz, taucht in engen Spielphasen häufig ab und übergibt das Ruder an seine Mitspieler. Dafür hagelte es bereits Kritik von allen Seiten. Doch will er wirklich zum neuen Gesicht der Los Angeles Lakers werden, muss er jedes Spiel im Zweifelsfall auch im Alleingang entscheiden können.

Jason Kidd ist Zweiter der ewigen Assist- und Steal-Leiter und hat die achtmeisten Dreier in der Geschichte verwandelt. Das sind Werte, die man sich auf der Zunge zergehen lassen muss. Sogar Kidd selbst findet den Vergleich zum Lakers-Rookie unangebracht und bringt es auf den Punkt: „Er hat erst so wenige Spiele gemacht. Lassen wir ihm noch ein bisschen Zeit, dann können wir noch mal darüber reden.“ Ich lasse mich gerne eines Besseren belehren, halte es aber für sinnvoller, noch ein paar Jahre zu warten, bis wir diesen Vergleich in Erwägung ziehen sollten.