Die Atlanta Hawks haben sich beim Draft mit Point Guard Trae Young verstärkt. Bedeutet dies endgültig, dass Dennis Schröder Atlanta verlassen wird? Und wenn ja, wäre dies die richtige Entscheidung?

Das Schröder-Problem

In den vergangenen Monaten entfernten sich die Atlanta Hawks und Point Guard Dennis Schröder immer weiter voneinander. In einem kontroversen Interview sagte der Deutsche, dass die Hawks ihm schlichtweg zu schlecht seien und er keine Lust darauf hätte, in seiner Prime auf den letzten Plätzen im Osten zu verrotten. „Ich kann nicht Vorletzter in der Eastern Conference sein“, sagte Schröder, dessen Team in diesem Jahr sogar den allerletzten Platz der Conference belegte. „Ich muss für mich schauen, was das Beste ist.“ Der 24-Jährige nannte sogar direkt mögliche neue Arbeitgeber: „Indiana wäre nicht verkehrt, Milwaukee auch nicht.“ Der Wunsch nach einem Trade scheint definitiv da zu sein, weswegen Schröder sich auch mit dem Front Office der Hawks treffen wollte, um seine Zukunft zu besprechen.

Die Franchise ist ebenso unzufrieden mit ihrem Point Guard. Und trotz aller Voreingenommenheit, die man für jeden Landsmann in der NBA als deutscher Fan entgegenbringt, muss man sagen, dass sie auch sportlich Grund dazu hätten – ganz zu schweigen von den persönlichen Problemen. Schröder war zwar der Topscorer der Hawks, aber bei einem so schlechten Team ist dies keine wirkliche Auszeichnung. Noch dazu waren seine Statistiken alles andere als überragend: 19,4 Punkte und 6,2 Assists pro Spiel sind zwar solide, aber bei weitem nicht die Zahlen, um die man ein wettbewerbsfähiges Team aufbauen möchte. Die 48 Prozent Wurfquote aus dem Feld ist ebenfalls alles andere als effizient und Schröders Wurf von Downtown ist praktisch nicht existent (29%).

Dennis Schröder

Nach seinen Trade-Kommentaren hörte Schröder auf der Hawks-Instagram-Seite zu folgen. (Foto: Getty Images)

Die Trae-Young-Lösung

Dass die Hawks nun Trae Young verpflichtet haben, ist keine gute Nachricht für Schröder, sofern dieser in Atlanta bleiben will. Young spielte eine herausragende Saison in Oklahoma, in der er die Nation in Punkten (27,4) und Assists (8,7) anführte. Er setzte außerdem mit 811 Punkten einen neuen Rekord für die Big-12-Conference auf. Man muss zugeben, dass der 19-Jährige von Experten mit gemischter Begeisterung aufgenommen wird. Sein außerordentliches Talent für verrückte Dreier erntete ihm Vergleiche überall im Bereich vom zweimaligem MVP Stephen Curry bis hin zu Draft-Bust Jimmer Fredette. Im Optimalfall ist er aber die Art Spieler, um die Atlanta einen Rebuild starten kann.

Ob Young den Hawks ein Risiko darstellt oder nicht, ist aber zunächst irrelevant. Fakt ist, dass sie durch seine Verpflichtung daran glauben, dass er den gewünschten Erfolg bringen wird. Noch einen Point Guard zu draften signalisiert auch, dass sie sich von Schröder als Zentrum ihres Teams entfernen wollen. Young zusammen mit Schröder im Backcourt aufzustellen ist zwar möglich, jedoch nicht wirklich ratsam.

Fazit

Die Hawks sollten Schröder lieber abgeben und im Tausch weitere gute Spieler oder zukünftige Picks verfolgen. Schröder, der bis 2020 noch 46,5 Millionen Dollar bekommt, wäre neben Young schlichtweg zu teuer und ineffektiv, um ihn zu behalten.

Gegen einen Trade spricht nur, dass der Point Guard nicht sonderlich beliebt bei anderen Teams ist, da diese sich „Sorgen um seine Einstellung“ machen, was seinen Marktwert etwas senkt. Meiner Meinung nach sollte die Franchise hier jedoch in den sauren Apfel beißen. Momentan ist der Deutsche zumindest noch jung genug, damit man für ihn einen Gegenwert bekommt. Wenn Atlanta wirklich weiterkommen will, müssen sie sich leider von ihm trennen. Auch wenn der Abschied aus der Stadt, von der er 2013 gedraftet wurde, schwer sein wird, hätten im Grunde alle Parteien gewonnen. Schröder würde unter Umständen glücklicher in einem besseren Team sein und die Hawks würden richtigen Schritt in die Zukunft gehen.