Die Chicago Bulls haben sich von ihrem Headcoach Fred Hoiberg getrennt. Damit reagieren die Bulls auf einen enttäuschenden 5:19-Start. Übernehmen wird der mit Hoiberg gut befreundete Assistenztrainer Jim Boylen.

Nach über drei Jahren in der „Windy City“ hatte es Hoiberg nicht geschafft die Bulls als Contender im Osten zu etablieren. Unter dem 46-Jährigen wurden die Bulls jedes Jahr schlechter und er beendete seine Zeit in Chicago mit einer Gesamtbilanz von 115:155.

Doch ist Hoiberg tatsächlich der Schuldige für die Bulls-Misere? Das Konzept von Hoiberg beruht auf „Pace-and-Space“ und schnellem Passspiel. Sein Vorgänger Tom Thibodeau, ist ein Defensiv-Guru, der harte Defense liebt und offensiv als eher unkreativ gilt. Der Kader, den Hoiberg vorfand, bestand aus Rose, Butler, Gibson und Noah. Genau wie Thibodeau es mag, harte Verteidiger aber in der Offensive kaum Dreierschützen.

Hoiberg

Fred Hoiberg folgte als Headcoach der Bulls 2015 auf Tom Thibodeau (Foto: getty images).

Im nächsten Jahr gaben die Bulls Rose und Noah ab, holten dafür Rondo und Wade. Erneut Spieler, die nicht in Hoibergs System passten. Im Sommer darauf wurde dies korrigiert. Wade und Rondo ließen sie ziehen. Butler wurde nach Differenzen mit Hoiberg für LaVine, Dunn und Markkanen getradet. Endlich Spacing, endlich Dreierschützen für Hoiberg.

Doch es kam anders. Portis brach dem aufstrebenden Mirotic die Nase und LaVine fiel ebenfalls aus. Als Mirotic zurückkam fruchtete das Offensivspiel, der sechsmalige Champion gewann endlich wieder Spiele! Zu spät. Der Record der Bulls war schon zu schlecht, das Management wollte für den nächsten Draft tanken. Mirotic wurde getradet, Hoiberg durfte fortan keine Spiele mehr gewinnen.

Nun zur neuen Saison, mit dem 7. Pick des diesjährigen Drafts Wendell Carter Jr. und Neuzugang Jabari Parker, flammte erneut Hoffnung auf. Portis, Dunn, Valentine und Markannen waren jedoch alle verletzt, die Bulls starteten mit 5:19 und Hoiberg wurde entlassen.

Warum gaben die Bulls ihrem Coach nie eine Chance, sich mit einem für sein System passenden Kader zu beweisen? Warum feuern sie ihn gerade jetzt, wo Lauri Markannen, der perfekt ins System Hoibergs passt, zurückkommt?

Die Frage, ob Hoiberg ein fähiger NBA-Coach ist, kann man auch nach über drei Jahren nicht beantworten. Die Bulls rutschten unter ihm zwar aus den Playoffs und in den Tabellenkeller ab. Doch das Management schaffte es in all den Jahren nicht einen passenden Kader für sein System zu etablieren. Beziehungsweise gaben sie ihm keine Chance, als er diesen in Ansätzen hatte. Man muss sich in Chicago also die Frage stellen, wo der Kern des Problems liegt.