ALBA Berlin will ab dieser Saison bei seinen Heimspielen keine Cheerleader mehr in den Pausen auftreten lassen. Eine Entscheidung, die ganz sicher mit besten Absichten beschlossen wurde. Ob das große Medienecho – auch außerhalb der Basketball-Community – die Berliner überraschte oder bewusstes Kalkül eines von ideologisch motivierten Statements war, ist unklar.

In erster Linie ist der Verzicht auf die ALBA Dancers jedoch als Engagement für die Gleichberechtigung und Gender-Gerechtigkeit zu interpretieren. Eine gute Sache also!

Wenn ALBA-Geschäftsführer Marco Baldi dann noch zusätzlich betont, dass zudem die Frauen-Mannschaft der Berliner zukünftig noch stärker gefördert werden soll, – die Damen feiern ihre Premieren-Saison in Deutschlands Beletage – mutet dies wie der mutige Kampf für die bislang sexistisch unterdrückte Frau an.

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Hier Erklärung zum Ende der ALBA Dancers von Marco Baldi:

„Die ALBA Dancers haben in den letzten 25 Jahren Tolles geleistet. Sie sind mehrfach als das beste Danceteam Europas ausgezeichnet worden. Die Tänzerinnen haben hart dafür gearbeitet und sie haben ihr Können unermüdlich für unser Team und für die ALBA-Fans in der Arena eingesetzt. Dieses Engagement möchte ich ausdrücklich würdigen und mich von ganzem Herzen im Namen unseres Clubs dafür bedanken. Wir sind aber zu der Überzeugung gekommen, dass das Auftreten junger Frauen als attraktive Pausenfüller bei Sportevents nicht mehr in unsere Zeit passt. Es ist uns bewusst, dass nicht wenige Fans die ALBA Dancers vermissen werden.“

Man(n) muss Frau nicht vor sich selbst schützen

Doch auf den zweiten Blick gestaltet sich die ganze Chose dann doch etwas komplizierter. Denn im Jahr 2019 muss Man(n) nicht mehr für Frau entscheiden! In einer freien, pluralistischen Gesellschaft wie der deutschen kann jeder – auch jedes Cheerleader – selbst entscheiden, ob er/sie seine/ihre tänzerischen Fähigkeiten einem (Basketball-)Publikum präsentieren möchte oder nicht. Auch die Outfit-Frage ist dabei zweitrangig. Es darf davon ausgegangen werden, dass sich die „ALBA Dancers“ ihre Outfits selbst wählen und diese nicht von chauvinistischen, Zigarre rauchenden Herren überreicht bekommen.

Cheerleader der ALBA Dancers bei ihrer Performance (Foto: imago images / Mario Stiehl)

Das entscheidendste Argument ist jedoch, dass jedem Besucher einer BBL-Partie, ob in Berlin, Bamberg oder Bonn ziemlich schnell klar wird, dass die Tänzerinnen weit mehr sind als nur „attraktive Pausenfüller“ sind. Mit Nummern-Girls oder gar den „Boxenludern“ im Motorsport sind sie nicht zu vergleichen.

Vielmehr handelt es sich beim Cheerleading um einen eigenständigen Sport, der in den USA gar durch College-Stipendien gefördert wird. Dass die ALBA-Verantwortlichen den sexistischen Aspekt über den sportlichen stellen, zeigt in erster Linie fehlenden Respekt gegenüber den tänzerischen und zum Teil turnerischen Leistungen der ALBA Dancers.

Cheerleader der ALBA Dancers (imago images / Mario Stiehl)

Leser-Reaktionen auf den BASKET-Plattformen  

Ein User äußerste sich beispielsweise wie folgt: „Sexistisch ist allerhöchstens die Tatsache, dass man den Mädels untersagt, einer Sache nachzugehen, an der sie sicherlich viel Spaß hatten und ihre freie Entscheidung damit in Frage stellt. Und das einzig und allein aus Marketinggründen.“

In eine ganz andere Richtung argumentiert ein weiterer User auf Facebook: „Das Beste, was sie machen konnten. Im Prinzip werden die Frauen doch lediglich als Objekte betrachtet und sexualisiert. Diese müssen ,schön’ sein und immer hübsch lächeln. Stellt euch vor, da wären einige Frauen dabei, die nicht dem Schönheitsideal entsprächen: da würden 99% der Männer nicht mehr hinschauen. Aber ich verstehe auch die Leute, die sagen, dass das zum Profisport dazu gehört und dass sie die Cheerleader gerne angeschaut haben. Womöglich sind viele dabei, die das Künstlerische daran mögen. Aber in der Summe muss man tatsächlich sagen, dass das, wie ALBA es selber schon ausgedrückt hat, nicht mehr zeitgemäß ist.“

Bei der immer noch laufenden Umfrage auf Facebook stimmten bislang 1052 User (78%) gegen die Abschaffung der Cheerleader, 296 (22%) begrüßten die Entscheidung der Berliner Basketballer.