Die Nachricht vom Tod Kobe Bryants (41) und seiner Tochter Gigi (13) schockt die Basketballwelt. BASKET gedenkt der Legende mit einem Abschiedsbrief.

Kobe

Machs gut, Mamba! (Foto: getty images)

Dear Kobe,

noch immer nicht habe ich komplett realisiert, was an diesem gestrigen Sonntagabend passiert ist. Eigentlich war der Plan, mir die NBA-Partien des Abends anzuschauen, wie schon so oft zum Abschluss eines zunächst stinknormalen Wochenendes. Doch als ich es mir gerade auf der Couch bequem machen wollte, bimmelte das Handy im Sekundentakt. Überall dein Gesicht, das Gesicht deiner Tochter, dazu Schlagzeilen, die kein Basketballfan, kein Mensch auf der Welt jemals hätte lesen wollen.

„Das muss der wohl makaberste Scherz aller Zeiten sein“, dachte ich kurz mit Blick auf die Sozialen Netzwerke – und mit jedem weiteren Scrollen wurde es deutlicher. Kobe Bryant und seine Tochter sind mit einem Helikopter abgestürzt. Oft war Kobe bereits während seiner Karriere zu Spielen und Trainingseinheiten geflogen, für ihn muss es sich angefühlt haben wie Taxifahren. Dass er an diesem Abend ein Loch in der Basketballwelt hinterlässt, das niemals geschlossen werden kann, konnte jedoch natürlich niemand ahnen.

Oft frage ich mich, ob es „heuchlerisch“ ist, um Personen zu trauern, die man persönlich nicht kannte. So wie vor Kurzem, als sich der Todestag des Rappers Mac Miller zum ersten Mal jährte. Ich habe Kobe nie treffen dürfen, mich nie mit ihm unterhalten, kenne ihn nur aus der Ferne. Und trotzdem versetzte es mich am heutigen Montagmorgen in Schockstarre, nach dem Aufstehen zu realisieren, dass einer der Hauptgründe, warum ich angefangen habe, Basketball zu spielen und zu schauen, nicht mehr da ist.

Deshalb ist es nicht heuchlerisch. Ich hatte das Gefühl, dich zu kennen. Zu oft hast du dein Herz auf dem Court gelassen, dich angreifbar gemacht, zum Schluss aber dennoch triumphiert. Ich weiß noch, wie ich 2009 und 2010 nachts am Fernseher dabei war, als du deinen vierten und fünften Titel gefeiert hast. Zu deinem letzten Spiel 2016 haben wir uns mit vielen Kumpels zum gemeinsamen Gucken verabredet – man müsse dich noch einmal bei dem, was du tust, bewundern, bevor es zu spät ist, waren wir uns einig.

Mit zu spät meinten wir eigentlich das Ende deiner Karriere. Das war für uns als Basketballfans schon schlimm genug, doch die Nachricht, die uns gestern Abend erreichte, sprengt alles zuvor Dagewesene. Mit dir geht eine der größten Persönlichkeiten der Geschichte des Sports, ein vierfacher Familienvater, der uns viel zu früh verlassen hat. Du warst eine Inspiration, nicht nur für deine Töchter, deine Familie und Menschen, die dir nahestanden – sondern auch für eine ganze Generation an Basketballern, die nur wegen dir zu dem gefunden hat, was sie so liebt.

Doch jetzt bist du nicht mehr da. Damit klarzukommen, wird nicht leicht. Die Erinnerung an dich und deine Tochter Gigi jedoch hilft, die grausamen Nachrichten von gestern Abend zu verarbeiten. Das wird, obwohl wir uns nie kannten, noch eine Weile dauern. Doch einst brachte mir Jemand bei, gerade aus solchen Situationen Kraft zu ziehen und weiter zu machen. Und dieser Jemand warst du.

Ruhe in Frieden, Mamba!

von Mick Oberbusch